Brustkrebs
Brustkrebs

Brustkrebs

Meine Geschichte

In meiner Familie gibt es keinen Brustkrebs. Ich bin somit nicht vorbelastet. Abgetastet habe ich meine Brust mal mehr, mal weniger. Bereits im letzten Jahr ist mir allerdings eine kleine Verhärtung in meiner Brust aufgefallen. Da die Verhärtung jedoch unmittelbar an der Brustwarze war, dachte ich an nichts Böses.

Bei meinem jährlichen Frauenarzttermin im Juli ist mir die Verhärtung dann wieder eingefallen und ich habe meine Frauenärztin gebeten sich das mal anzusehen. Auch sie spürte da beim Abtasten etwas, konnte jedoch im Ultraschall nichts erkennen, da das scheinbar so unmittelbar unter der Brustwarze schwierig ist. Ich bin sehr dankbar, dass ich so eine tolle Frauenärztin habe. Denn obwohl sie lediglich eine verstopfte/entzündete Milchdrüse vermutete, schickte sie mich erstmal noch weitere zu einem Kollegen, der technisch noch etwas besser ausgestattet war.

Im August war ich dann bei dem Kollegen in der Praxis. Auch dieser konnte im Ultraschall nicht viel sehen, vermutete ebenfalls eine verstopfte/entzündete Milchdrüse, gab mir aber eine Überweisung für das Mammazentrum in Hamburg, zur Mammografie und Stanzbiopsie.

Im September hatte ich dann den ersten Termin, bei dem erst einmal die Stanzbiopsie erfolgte (wieso es in dieser Reihenfolge war, weiß ich nicht. Üblicherweise wird das andersrum gemacht).

Eine Woche später hatte ich den Termin für die Mammografie. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte ich die Ergebnisse noch nicht.

Nachdem die Mammografie durch war und ich bei der Ärztin zum Nachgespräch war, fragte sie mich, ob ich denn schon den Befund von der Stanze erhalten habe (der Termin zur Besprechung aller Ergebnisse mit dem behandelnden Arzt sollte erst am nächsten Tag erfolgen). Ich verneinte dies. Sie teilte mir mit, dass sie die Ergebnisse vorliegen hat und es ein bösartiger Tumor sei.

In diesem Moment blieb die Zeit stehen. Der Boden wurde mir unter den Füßen weggerissen. Die Tränen liefen über meine Wangen. Die nicht sehr einfühlsame Ärztin meinte daraufhin „Ach damit haben sie wohl nicht gerechnet?!“

NEIN! Natürlich nicht?! Ich bin ja schließlich davon ausgegangen, dass es sich um eine verstopfe Milchdrüse handelte.

Mehr erfuhr ich an diesem Tag nicht mehr.

Erst am nächsten Tag klärte mich der Arzt über meine Therapie auf, begrüßte mich aber sehr einfühlsam mit den Worten „Sie haben den Tumor rechtzeitig entdeckt und es die `beste Form´von Brustkrebs, den man haben kann. Und nur das müssen Sie sich jetzt erstmal merken“

Operation, Bestrahlung, Anti-Hormon Therapie, keine Chemo, Reha.

Es ratterte in meinem Kopf.

Auf einmal wurde ich mit Dingen konfrontiert, die mein Leben auf den Kopf stellten.

Die OP selbst wurde 2,5 Wochen später angesetzt.

Ich hatte das Gefühl nicht mehr richtig atmen zu können. Diese Diagnose steckte in all meinen Knochen. Weg war die Leichtigkeit.

Also packte ich meine Tasche, setzte mich in den Zug und floh erstmal vor meinen Gedanken, vor meinen Ängsten, vor dieser Diagnose.
Fand Zuflucht und Halt in und bei einem wundervollen und sehr wichtigen Menschen. Konnte mich gut ablenken und Energie tanken für die bevorstehende harte Zeit. Es fiel mir leichter zu atmen. Verdrängte diese Schreckensnachricht in den hintersten Ecken meines Kopfes. Wir genossen ein paar Tage das Leben, so sehr wir konnten. Drifteten in eine andere Welt ab. Hatte eine wundervolle Zeit zusammen.

Doch als wir wieder zurück in Hamburg waren, meine Wohnung betraten, war es, als wäre die Zeit seitdem stehen geblieben. Als hätte ich beim Betreten der Wohnung eine Dusche mit all meinen Ängsten, Gedanken und Gefühlen bekommen. Es fühlte sich plötzlich sehr real und furchtbar an.

Ich stellte mir zu keinem Zeitpunkt die Frage „Warum ich?“. Denn ich weiß, dass es darauf keine Antwort gibt. Dass es jeden Treffen kann.

Und dennoch war so viel Wut in mir. So viel Trauer. So viel Verständnislosigkeit. So viel Schwere.

Ich glaube daran, dass hinter so einer Diagnose weit mehr steckt, als „nur“ die Krankheit selbst. Eine Aufgabe. Eine Botschaft. Etwas Tieferes. Grundlegendes. Und da ich mich nun schon einige Zeit mit Persönlichkeitsentwicklung, Traumata, Energien, Körperarbeit usw. beschäftige, war mir ziemlich schnell klar:

Diese Diagnose ist eine große Aufgabe für mich. Eine Chance.

Und weiter noch:

Diese Diagnose habe ich genau JETZT bekommen, weil ich jetzt das Mindset habe das durchzustehen. Die Kraft.

Denn genau JETZT kann ich daran glauben, dass dieser Tumor mir nichts böses möchte. Dass dieser Tumor, so paradox das auch erstmal klingen mag, ein Zeichen für Verbindung ist. Verbindung zu mir und zu meinen Themen.

Ich glaube daran, dass mein Tumor ein Thema hat. Etwas was sich dadurch zeigen und auflösen möchte.

Und deshalb war es mir von Anfang an wichtig das ganzheitlich anzugehen. Einerseits die Schulmedizin, die OP, andererseits die Arbeit auf seelischer und mentaler Ebene.

Der Brustkrebs möchte mir nichts böses

Das wurde zu meinem neuen Mantra. Das ist mein neues Mantra.

Als die OP immer näher kam, wurde ich nervös. Also bereitete ich mich darauf vor. Ich war nochmal bei meiner Osteopathin, hatte einen Termin bei meiner Coachin, machte bei einer Powermeditation mit, die nur für ich organisiert wurde. Als ich dann in den OP gefahren wurde, war ich gar nicht mehr nervös. Im Jerusalem Krankenhaus waren aber auch wirklich alle super lieb und einfühlsam.

Nach der OP ging es mir erstaunlich gut. Ich musste noch für 2 Tage im Krankenhaus bleiben, da ich noch 2 Drainagen in der Brust und in der Achsel hatte. Bei der OP selbst wurde der Tumor entfernt und der Wächterlymphknoten, um im Nachhinein zu überprüfen, ob der Tumor gestreut hat. Vor der OP hatte ich große Angst, dass meine Brustwarze auch entfernt werden muss. Der Arzt meinte dann aber noch zu mir, dass sie erstmal dran bleibt. Und nach der OP versicherte er mir, dass der Tumor gut und sauber entfernt werden konnte und die Brustwarze erhalten bleiben kann.

Die Tage im Krankenhaus schienen unendlich lange. Wegen der Corona-Situation durften wir leider keinen Besuch empfangen und das Krankenhaus auch nicht verlassen. Ich hatte eine sehr nette Zimmernachbarin. Aber wer schon mal im Krankenhaus war weiß, wie ungemütlich die Betten sind, wie einfach und nicht gerade lecker das Essen ist und dass man zu Hause einfach am besten gesund werden kann.

Nach der OP ging für mich der „eigentliche“ Prozess erst so richtig los. Denn mit den Schmerzen, die ich verspürte, wurde das Ganze auf einmal ziemlich real. Obwohl ich die OP ja bereits hinter mir hatte und ich mittlerweile auch erfahren habe, dass der Tumor nicht gestreut hat. Der Körper fing an sich von der OP zu erholen. Aber die Seele fing auf einmal an sehr sehr laut zu werden. Mir ging es die erste Zeit ziemlich schlecht. Ich hatte ziemliche Schmerzen, durch die Entfernung des Lymphknotens. Meine Achsel und ein Teil meines Arms waren taub (ist auch heute, fast 4 Wochen nach der OP leider immer noch so) und ich konnte die ersten Tage nicht mal alleine Duschen. Wann man im Alltag sehr selbstständig ist und es einfach gewohnt ist sich um sich selbst zu kümmern, dann ist das erstmal ziemlich hart. Ich bin zudem ein Mensch, der ein starkes Körperbewusstsein hat. Plötzlich einen Teil seines Körpers nicht mehr richtig zu fühlen ist eine ziemliche Belastung. Kein Yoga machen zu können, das auf seelischer Ebene so ein wichtiger Ausgleich für mich ist, fühlte sich an wie eine Bestrafung.

Ich war die ersten 1,5 bis 2 Wochen nicht alleine. Meine Liebsten kümmerten sich um mich, schliefen bei mir, halfen mir beim Duschen, kochten für mich, räumten meine Wohnung auf und hielten mich im Arm, wenn mir alles wieder zu viel wurde.

Mir wurde sehr oft gesagt, wie stark ich doch bin. Wie toll ich das alles meistere. Dabei fühlte ich mich oft innerlich einfach so unendlich schwach und traurig. Und auch, wenn mir von allen Seiten die Hände gereicht wurden, den Schmerz, der tief in mir war und ist, den fühle nur ich. Und den kann nur ich selbst heilen.

Mittlerweile sind 6 Wochen seit der Diagnose und 4 Wochen seit der OP vergangen.

Der Körper heilt immer mehr. Ich kann meinen Arm schon deutlich mehr bewegen. Kann wieder sanftes Yoga machen. Kann mich wieder komplett selbstständig versorgen.

Allerdings ist mir auch bewusst, dass mich diese Diagnose nun mein Leben lang begleiten wird. Ich möchte das aber nicht aus der „Opferrolle“ heraus betrachten. Ich möchte nicht zu zukünftigen Untersuchungen gehen und die Angst im Nacken haben.

Ich habe mich für die Liebe zu mir und zum Leben entschieden. Ich hatte zu keiner Zeit Angst, dass ich sterben könnte. Ich hatte Glück im Unglück. Mein Tumor wurde rechtzeitig erkannt, hat nicht gestreut und konnte sauber entfernt werden.

Ich bin im Vertrauen, dass ich gesund bin und bleibe.

Mir wurde aufgezeigt, dass Brustkrebs jede Frau treffen kann. Wie ich selbst am eigenen Leib erfahren habe, kann ich mich noch so gesund ernähren, Sport treiben, mein Leben mit Dingen füllen, die mich erfüllen. Es hat mich trotzdem getroffen.

Wie bereits oben geschrieben hilft mir der Glaube daran, dass das Ganze eine Aufgabe für mich ist, enorm weiter. Dass auf körperlicher Ebene etwas heilen durfte und darf.

Wie auch immer man sich mit so einer Diagnose „anfreundet“. Dabei gibt es kein richtig oder falsch.

So wie ich das empfinde und annehme, ist das „meine Wahrheit“. Mir hilft das sehr. Und das ist alles was zählt.

Nächste Woche soll die Bestrahlung losgehen. Ich bin immer noch zwiegespalten, ob ich diese Form der Behandlung wirklich haben möchte. Das überlege ich mir aktuell noch.

Mit dem Teilen meiner Geschichte möchte ich Dich gerne ermutigen und daran erinnern deine Brust regelmäßig abzutasten. Denn rechtzeitig erkannt, besteht die Möglichkeit einer vollständigen Heilung und Genesung.

Ich bin unendlich dankbar, dass ich diese Stärke in den letzten Jahren in mir entwickelt habe.

Und noch dankbarer bin ich für all die Menschen in meinem Leben, die mich bei dieser unheimlich schweren Hürde unterstützen. Mir beistehen und für mich da sind. Bedingungslos.

6 Kommentare

  1. Leah

    Wahnsinn, liebe Dani. Du bist noch viel stärker als du glaubst. Du wirst es schaffen. Höre auf deinen Körper. Du kennst ihn besser als niemand anders. ☺️Ich wünsche dir für die bevorstehenden Wochen ganz, ganz viel Kraft. ❤️

  2. Müller Nicole

    Liebe Daniela, ich drücke Dich aus der Ferne so fest. Du wirst es rocken Du Powerfrau. Think positive, ich denke sehr oft an Dich. 1000 Grüsse von Angie und nur das allerbeste aus der Heimat für Dich. 1000 Umarmungen. 😘

  3. Denise

    Liebe Dani, ich danke dir so sehr für deine Ehrlichkeit ❤️. Du bist so eine Stärke Frau. Ich habe gerade so krasse Gänsehaut beim Lesen deines Textes bekommen und musste mich sehr zusammenreißen nicht komplett zu heulen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schlimm es sein muss diese Diagnose zu bekommen… Und dann auch noch so abwertend und lieblos behandelt zu werden.. Von einer Frau noch dazu… Zum Glück, würde alles gut entfernt und ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass das auch so bleibt. Ich freue mich sehr mit sie, dass du wundervolle Menschen um dich hast, die für dich da sind. ❤️🙏✨ Liebe Grüße Denise 💖

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